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11.12.06 22:11

Elephant

Habe das Thema Amoklauf an Schulen noch einmal aufbereitet. Auf Empfehlung der Nachbarn habe ich mir den Film Elephant (Untertitel: Auf dem Weg nach Columbine) angeschaut. Sonntag Nachmittag. Mit Frau und Tochter. Der Film zeigt den Alltag an einer amerikanischen Schule. Der Tag wird mehrfach gezeigt. Immer aus der Sicht jeweils eines der Protagonisten. Eine handvoll willkÃŒrlich herausgegriffener SchÃŒler spielen Schulalltag. Einmal sieht man einen SchÃŒler, der fÃŒr ein Projekt Fotos macht. Ein andermal sieht man einen SchÃŒler der was ganz anderes erlebt - unter anderem aber fotografiert wird. Beide Male sieht man ein MÀdchen vorbeirennen, deren Tag ebenfalls gezeigt wird, unter anderem, wie sie an den beiden vorbeirennt. Und so ist man gefordert, bei jedem Schnitt genau aufzupassen, denn der kommt irgendwann wieder - aus anderer Perspektive. Und so zeigt uns der Film gleichsam holographisch, in einer ganz besonderen Art, unter Einbeziehung des Faktors Zeit, den ganzen Tag. Am Ende schießen zwei SchÃŒler die ganze Schule zusammen. Nach dem Vorbild Columbine eben. Nach dem Gemetzel ist Abspann.
Der Film sucht keine GrÌnde. Er versucht nichts zu erklÀren. Er beschuldigt niemanden - nicht einmal indirekt. Und dass ein stilisierter Ego-Shooter zum Einsatz kommt ist, wie im Leben, nur Beiwerk.
Und, wie im Leben, werden wir allein gelassen mit der bangen Frage: “Ja und was sollte das nun?” und “Warum?” Im Film gibts keine Antwort. Im Leben treten allenfalls die Becksteins dieser Welt auf und liefern uns zweifelhafte Antworten, die wir Suchenden nur allzu gern assimilieren. Aber das entpuppt sich bei ganz genauem Hinsehen - und dieser Film schaut seziererisch genau hin - alles als gequirlte Kacke, die immerhin greifbarer ist, als die unvorstellbare Tatsache selbst.
Diesen Film verstehen nur die, die es ohnehin verstanden haben. Alle anderen werden ihn schlichtweg “stinklangweilig” finden. Da helfen die 5 Minuten Amoklauf am Schluss auch nicht drÃŒber hinweg - zumal, ich erwÀhnte es schon, es keine Auflösung gibt.
Selbst Bowling for Columbine von Michael Moore muss gegen diesen Film zurÃŒckstecken.
Abends noch wurde ich diese seltsame Beklemmung im Nacken nicht los.
Goldene Palme in Cannes und PrÀdikat besonders wertvoll sind nicht immer Garanten fÌr was Sehenswertes. Hier schon.

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